Portfolios
Portfolio – Was ist das?
Künstler, Autoren und andere kreative Berufsgruppen arbeiten schon seit langem mit Portfolios, um ihre besten Arbeiten, Rezensionen, Fotografien etc. zu präsentieren. Das Portfolio zählt anerkanntermaßen zu den wichtigsten Formen der Leistungsbeurteilung. Schüler-Portfolios enthalten eine Auswahl von Arbeitsergebnissen, die über einen längeren Zeitraum gesammelt wurden. Anhand dieser Ergebnisse kann man die Leistungen und Fortschritte des Lernenden dokumentieren und messen. In einem Schüler-Portfolio findet man „handfestes“ Beweismaterial zur Begründung einer Zeugnisnote. Wenn Schülerinnen und Schüler ihre Arbeitsergebnisse bei der Auswahl für die Portfolio-Mappe selbst einschätzen müssen, reflektieren sie ihre Lernfortschritte und lernen, sich Ziele zu setzen.
Was ist der Unterschied zwischen einem Portfolio und einer herkömmlichen Arbeitsmappe?
Ein Portfolio enthält eine Auswahl von Arbeitsergebnissen, die der Schülerinnen und Schüler selbst ausgewählt hat und anhand derer er seinen eigenen Lernprozess reflektiert und daraus resultierend Lernziele formuliert. Das Portfolio ist Teil eines Bewertungsprozesses, wobei der Prozess genauso wichtig ist, wie das Arbeitsergebnis selbst. In ein Portfolio gehören:
1. Arbeitsproben
- Texte, Textentwürfe, Arbeitsblätter, Hausaufgaben, Projektergebnisse, Forschungsarbeiten, Prüfungsarbeiten, Fotos, Referate.
2. Rückmeldungen der Lehrer
- Rückmeldung der Lernfortschritte, die sie mit Schülerinnen und Schülern besprochen haben und evtl. vom Lehrer ausgefüllte Bewertungsraster.
3. Tests
4. Reflexionen und Lernziele der Schülerinnen und Schüler
- eigener Lernfortschritt
- Überlegungen, die zur Auswahl der Arbeitsergebnisse geführt haben
- Selbstreflexionsraster
- Lernziele.
Warum Portfolios?
Gründe für Portfolios in der der Lehrerbildung:
- Bevor Sie als Lehrkraft zum ersten Mal vor einer Lerngruppe stehen haben Sie ca. 20.000 Stunden „Unterricht“ (Schule, UNI, etc.) erlebt.
- Dadurch wurden subjektive Theorien von Unterricht entwickelt.
- In Stress-Situationen sind subjektive Theorien handlungsleitend. Siehe u.a.: http://www.hochschullehre.org/?dl_id=126
- Das Entwicklungsportfolio ist ein Instrument, um sich die eigenen subjektiven Theorien bewusst zu machen und kritisch zu reflektieren.
Gründe für Portfolios in der Schule:
- Schülerinnen und Schüler sind stolz auf ihre Arbeit
- Portfolioarbeit heißt persönliche Ziele zu setzen und über längere Zeit an einer Aufgabe zu arbeiten
- Portfolioarbeit hilft den Schülerinnen und Schülern, einen Handlungsplan zu entwickeln
- Schülerinnen und Schüler können ihre selbt gewählten Themen und Produkte präsentieren
- Die Reflexion bei der Auswahl fördert das Bewusstsein für Stärken und Schwächen
- Korrigieren und Überarbeiten wird sinnvoll
- Schülerinnen und Schüler lernen Prioritäten zu setzen
- Schülerinnen und Schüler übernehmen Verantwortung für ihren Lernprozess und ihre Note, aktive Präsentation des Könnens, statt passiver Benotung
- Portfolioarbeit verlangt von Schülerinnen und Schülern, an sich selbst (kritische) Fragen zu stellen
- Nicht nur das Produkt, sondern auch der Prozess wird beurteilt.
Nachfolgendes Video führt die Überlegungen weiter aus, Dauer ca. 34 Minuten:
Rechtliche Grundlage für Portfolios in der Lehrerbildung (Hessen)
- HLBG, §41 Leistungsbewertung
[…]
(5) Die Lehrkraft im Vorbereitungsdienst hat die Teilnahme an den Modulen, deren Bewertung und die Teilnahme an den Ausbildungsveranstaltungen in einem Portfolio zu dokumentieren.
- HLBG, §83 Qualifizierungsportfolio
[…]
(3) Nachweise zur Vorbereitung auf neue oder erweiterte berufliche Aufgaben werden insbesondere durch Fortbildung zur Qualifizierung in folgenden Themenbereichen erworben:
1. für besondere Funktionen in der Schule,
2. für Tätigkeiten in Fortbildung und Schulberatung,
3. für Tätigkeiten in der Lehrerausbildung und
4. für Leitungsfunktionen in der Schule oder der Bildungsverwaltung.
Jede Lehrkraft, die die Wahrnehmung einer dieser Aufgaben anstrebt, muss im Qualifizierungsportfolio die Teilnahme an spezifischen Qualifizierungsmaßnahmen oder einschlägige berufliche Erfahrungen nachweisen.
-
Erlass vom März 2017 zur Einführung eines Portfolios Medienbildungskompetenz für hessische Lehrkräfte:
https://hessisches-amtsblatt.de/wp-content/plugins/pdf-viewer/stable/web/viewer.html?file=/wp-content/uploads/online_pdf/pdf_2017/03_2017.pdf
Literatur
- Kersten Reich: Methodenpool Uni Köln
- Einzelne Typen von Portfolios - Portfoliotypen (teachsam.de)
- Landesinstitut Hamburg: Individualisierter Unterricht in naturwissenschaftlichen Fächern (insb. Kapitel 2.5 und 4)
- Brunner, Schmidinger: Leistungsbeurteilung in der Praxis. 1. Auflage 2001, Veritas Verlag.
- Winter: Lerndialog statt Noten: Neue Formen der Leistungsbeurteilung. 2. Auflage 2018, Beltz Verlag.